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Ausformuliert: Einleitung, Kapital, Arbeit, unsere Praxis


Entwurf zur Diskussion

Einleitung

Die Kritik erkennt im Kapitalismus Zwänge und scheinbar unantastbare Wahrheiten, die hinterfragt werden müssen. Er erzeugt Armut, gegenseitige Unterdrückung, Diskriminierung und Umweltzerstörung. Antworten darauf ist weder menschenfeindlicher Anti-Kapitalismus, wie der Nationalsozialismus, noch der „real-existierende Sozialismus“, der nur die staatliche Verwaltung des Antikapitalismus bedeutet, nicht aber von den Menschen selbst ausgeht. Veränderung ist ein stetiger Prozess, mit dem sich die Menschen Stück für Stück von den Zwängen befreien. Schuld am Kapitalismus sind nicht einzelne Menschen; alle sind in ihrem Leben an gewisse Funktionsprinzipien gebunden und spielen das Spiel (mehr oder weniger) mit.

Kapital

Unter Kapital versteht mensch im weitesten Sinne alle Produktionsmittel wie z.B. technische Anlagen, Maschinen oder auch Nutzflächen. Gemeint ist im Antrag jedoch das Geldkapital. Im Kapitalismus ist die Vermehrung von Kapital das Ziel. Im Gegensatz zur Bedürfnisbefriedigung gilt die Anhäufung von Geld durch Handel als Selbstzweck, obwohl Geld außer Tauschwert keinerlei realen (Gebrauchs-)Wert besitzt. Waren werden hergestellt, mit Hilfe von Geld auf dem Markt getauscht, letztendlich konsumiert. Der Markt ist der Raum, wo der Austausch stattfindet, aber auch der Ort an dem der Preis bestimmt wird: Angebot und Nachfrage bestimmen Preis und Produktion. Doch durch das Ziel der Kapitalvermehrung wird nicht für die Bedürfnisse der Menschen sondern den Markt selbst produziert. Bestimmend ist das Prinzip der Konkurrenz, welches zu Produktion in großen Mengen zu niedrigen Preisen verpflichtet. Erreicht wird dies durch Überbeanspruchung von menschlicher Arbeit und natürlichen Ressourcen. Es ist ein Kampf aller gegen alle, bei dem Kapital unter Umständen den entscheidenden Vorteil bilden kann, um andere Marktteilnehmer_innen auszustechen. Unsere Kritik richtet sich gegen dieses Prinzip.

Arbeit

Arbeit, genauer Lohnarbeit, dient zur Produktion von Dingen. Es handelt sich um ein Tauschverhältnis von Arbeitskraft gegen Geld. Unter Ausklammerung des Sozialstaates würde ein Mensch ohne Arbeit kein Geld verdienen und so zu keinerlei Konsum fähig sein. Zu arbeiten ist unausweichlicher Wert in der Gesellschaft, nicht nur zur Bedürfnisbefriedigung, sondern auch zur persönlichen Identifikation. Im Normalzustand hat ein Mensch eine feste Arbeit die nach innen und außen den Hauptlebensinhalt darstellt. Ist dies nicht erfüllt, kommt es oft zu gesellschaftlicher Exklusion, auch weil der gemeinsame Konsum nicht möglich ist. Das Maß an Arbeit, dass in ein Produkt gesteckt wird (konkrete Arbeit) bestimmt nicht automatisch den letztendlichen Verkaufswert des Gutes (abstrakte Arbeit). Durch Verarbeitung erhöht sich der Wert eines Gegenstandes, doch diese Erhöhung (der Mehrwert) kommt (meistens) nicht dem Menschen zu Gute, der ihn geschaffen hat. Dieses Schaffen eines Mehrwertes ist der alles bestimmende Glaube, der Menschen im Zwang zur Arbeit und Verwertung festhält.

unsere Praxis

Unsere Praxis bedeutet weder Revolution, noch sich zurückzulehnen und nichts zu tun. Es gibt auch keinen vorgefertigten Plan nachdem wir vorgehen wollen. Die Geschichte (SU, DDR) hat gezeigt, dass dies nicht funktioniert und autoritäre Regime zu Tage bringt. Denn die Menschen machen nicht einfach mit. Das neue muss von den Menschen selbst kommen. Das einfache Prinzip lautet Emanzipatorische Transformation. Es geht um schrittweise Veränderungen wie: Aufklärung und Bildung aller, Ideen zu verbreiten und Mithilfe mobilisieren. Bestehendes soll in Frage gestellt und Alternativen und Wege diskutiert werden. Leider bedeutet die Überwindung des Kapitalismus nicht die Lösung vieler anderer Probleme wie Rassismus und Antisemitismus. Das Angehen dieser muss immer auch Teil der Transformation sein.

Konkrete Schritte: Vor der eigenen Haustür:

  • Containern, Freeganismus: Täglich werden tausende Tonnen noch völlig genießbare Lebensmittel weggeworfen. Das von Supermärkten Weggeworfene kann jedoch aus den Tonnen (Containern) heraus geholt und verwendet werden. Ziel ist die Teilnahme am Kapitalismus (durch Kaufen) zumindest in diesem Punkt zu verweigern. Es ist Kritik an der Überfluss- und Wegwerfgesellschaft.

  • Streiks: (Veraltet?? warum abwerten??), aber doch aktuell. Das Mittel des Streiks sollte mensch nicht unterschätzen. Wenn es um menschenwürdiges Leben geht, sollte mensch sich auch mal verweigern und zeigen, dass es so nicht weitergehen kann.

  • Bildungsarbeit: Bilde dich, bildet andere, bildet Banden. Um eine befreite Gesellschaft zu erlangen müssen alle mitmachen. Nur durch Aufklärung gewinnt mensch auch die Masse, um die Verhältnisse langfristig zu verändern. Schule, Uni, Arbeitsstelle, Medien, politische Gruppen: es gibt viele Ansatzpunkte etwas zu bewegen.

  • Freie Software: Wieso Word kaufen, wenn es Open Office gibt? Kostenlos, zuverlässig, aktuell und auch selbst veränder- bzw. verbesserbar. Große IT-Firmen schreiben uns Formate vor, die nur mit den hauseigenen Programmen zu öffnen sind. Wir werden abhängig von jener oder jener Firma. Von dem was innendrin vorgeht haben wir keine Ahnung. Freie Software ist die digitale Variante des Selbstmachens. Und falls etwas mal nicht mehr funktioniert, kann mensch sich untereinander helfen und muss nicht im Abhängigkeitsverhältnis zu den IT-Konzernen viel Geld für eine kleine Reperatur loswerden.

  • Selbstorganisieren: Gemeinschaften bilden, Netzwerke aufbauen, nicht-profitorientierte Läden, selbstorganisierter Wohnraum...(das meiste ist schon in den anderen Punkten drin, oder? vllt kann mensch das einfach als Überpunkt für die untenstehenden Punkte nehmen?)siehe Freiräume

  • Freiräume: Unter Freiräumen versteht mensch öffentliche Orte an denen sich Gruppen ohne Zwang zum Konsum (z.B. im Café), ohne Diskriminierung, ohne Verpflichtungen versammeln können. Die Regeln werden von den nutzenden Menschen selbst festgelegt. Auch kleine mittellose Menschen und Gruppen können den Ort ungezwungen nutzen. Diese sind selbstorganisiert. Das heißt alle die die Räume nutzen entscheiden zusammen über deren Nutzung. Klare Regeln sind hier wichtig.

  • Nutzer_Innengemeinschaften: Teilen statt jede_r für sich. Viele Dinge können gemeinschaftlich genutzt werden, ohne dass der_dem Einzelnen ein Schaden entsteht oder sie_er auf etwas verzichten muss. Zudem werden Ressourcen geschont und soziale Netzwerke gestärkt.

  • Selbermachen, Selberreparieren: Nach heutiger Mentalität wird weggeworfen, was auch nur minimal kaputt ist. Das ist überflüssig, denn mit jedem Artikel schafft mensch Nachfrage nach Produkten, die Mensch und Natur kaputt machen. Oft genügt ein kleiner Handgriff, um die Dinge zu reparieren. Und wenn mensch selber es nicht kann, dann wird jemand gesucht, die_der es kann.

  • Umsonstläden: Sie funktionieren nach dem Grundsatz, nimm mit was du brauchst und lass da was du nicht mehr brauchst. Es geht nicht um Tausch, sondern um Teilen.

  • Gemeinschaftsgärten: Menschen organisieren einen Teil ihrer Lebensmittelversorgung selbst, indem sie in Gärten gemeinsam anbauen. Krisen kann somit entspannter entgegengeschaut werden, weil die Abhängigkeiten (z.B. vom Supermarkt) reduziert werden. In Gemeinschaftsgärten arbeiten Menschen so wie sie können geemeinsam. Wenn in den Gärten Nahrung angebaut wird, kann diese Form der Versorgung die Menschen unabhängiger von externen Versorgungsquellen machen. Nahrung die um die halbe Welt reist, bevor sie gegessen wird ist nicht mehr möglich. Es wird sich somit unabhängig von globalen Versorgungssträngen gemacht, diees bedeutet auch eine gewisse KRisenfestigkeit. Also wenn z.b. der Weizenpreis durch Spekulationen steigt, oder sich der Ölpreis erhöht und somit die Transportkosten steigen.

  • global denken, lokal handeln: Es gilt, sich immer die Konsequenzen des eigenen Handels bewusst zu machen. Brauch ich das? Will ich das? Geht das nicht anders? Muss ich da mitmachen? Was hat das für Auswirkungen?

Parlamentarische Ebene:

  • Grundeinkommen: Jede_r bekommt einen festen Geldbetrag pro Monat, für den sie_er nichts tun muss, weder arbeiten noch Nachweise erbringen. Er gibt unzählige Konzepte, doch im Grunde geht es darum, allen Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen, Existenzängste zu nehmen und den Zwang zur Arbeit zu lösen bzw. zu lockern.

  • Bereiche aus dem System lösen: Einige wichtige und unverzichtbare Dinge wie Gesundheit und Bildung sollen von kapitalistischen Prinzipien befreit werden. Als Beispiel ist hier der zunehmende Trend zu Privatisierung zu nennen. Grundversorgungen, wie z.B. auch Strom, sollen in öffentlicher Hand geführt werden, um demokratische Kontrolle über Angebot und Preis zu erhalten. Diese wichtigen Bereiche dürfen keinem Konkurenzkampf ausgeliefert sein, der z.B. im Bereich der Hochschulbildung die „unlukrativen“ Fächer austrocknen lässt.

  • Einsatz gegen "Auswüchse" wie Lebensmittelspekulationen: Weltweit sind lebensnotwendige Dinge Gegenstand von Spekulationen, die völlig entkoppelt von konkreter Arbeit die Preise beeinflussen. Widerum leiden die Armen, die auf einen Mindesterlös angewiesen sind. Auf parlamentarischer Ebene kann dies eingeschränkt werden.

  • bessere Verteilungsgerechtigkeit: Kapitalismus ist heutzutage stark auf die Nation aufgelegt. Es sind die Nationen, die miteinander in Konkurrenz stehen. So können reiche Staaten Vorteile nutzen, die andere Regionen in die Armut treiben. Massive Subvention z.B. von Lebensmittel ermöglichen den Export zu Spottpreisen, was die Lebensgrundlagen vieler Menschen anderer Länder zerstört. In anderer Richtung nutzen reiche Länder niedrige Arbeits- und Umweltstandards aus, um anderswo Massen an Produkten zu produzieren und die dortigen Menschen arm zu halten. Die Welt muss solidarischer und gerechter gedacht werden: Mauern zwischen den Ländern und in den Köpfen überwinden, die Globalisierung kritisch sehen!


Diskussionen

  • mentist ist dafür
    +1

    Als Neuling in dieser Runde sei mir zunächst erlaubt, meine grundsätzliche Zustimmung zu den hier formulierten Problemstellungen, Zielstellungen und Lösungsansätzen auszudrücken. Mit den folgenden Bemerkungen möchte ich nur ein paar Denkansätze geben.

    Zitat: "Unsere Praxis bedeutet weder Revolution, noch sich zurückzulehnen und nichts zu tun." Das gefällt mir gut. Wir brauchen keine Revolution mit Gewalt, sondern Evolution mit Verstand.

    Zitat: "Es gibt auch keinen vorgefertigten Plan nachdem wir vorgehen wollen." Den gibt es tatsächlich (noch) nicht. Den brauchen wir aber, sonst dauert unsere Suche nach dem richtigen Weg viel zu lange, wenn wir alles empierisch, also mit Versuch auf Erfolg oder Misserfolg, ausprobieren wollen. Ich habe diese Frage lange analysiert und ein Zukunftskonzept jenseits von Kapitalismus und Sozialismus entworfen. Mehr dazu unter www.geistesgesellschaft.de und in meinen weiteren Bemerkungen.

    Zitat: "Die Geschichte (SU, DDR) hat gezeigt, dass dies nicht funktioniert und autoritäre Regime zu Tage bringt." Meine politökonomische Analyse des Sozialismus (insbeondere in der SU und der DDR) zeigt, dass dieses System eine Abart des Kapitalismus war und zwar staatsmonopolistischer Kapitalismus. Es war eine Klassengesellschaft mit der herrschenden Klasse der (Partei- und Staats-)Funktionäre und das so genannte Volkseigentum war tatsächlich Staatseigentum, sprich: in der Verfügungsgewalt der herrschenden Klasse der Funktionäre.

    Zitat: "Denn die Menschen machen nicht einfach mit. Das neue muss von den Menschen selbst kommen. Das einfache Prinzip lautet Emanzipatorische Transformation. Es geht um schrittweise Veränderungen wie: Aufklärung und Bildung aller, Ideen zu verbreiten und Mithilfe mobilisieren. Bestehendes soll in Frage gestellt und Alternativen und Wege diskutiert werden." Dem stimme ich vollkommen zu. Mein Konzept von der Geistesgesellschaft ist ein Versuch, eine Alternative aufzuzeigen, die ich gern zur Diskussion stellen möchte.

    Zitat: "Leider bedeutet die Überwindung des Kapitalismus nicht die Lösung vieler anderer Probleme wie Rassismus und Antisemitismus." Das sehe ich anders. Wenn es gelingt, den Kapitalismus zu überwinden (Was das genau heißt, habe ich in meinem Konzept dargelegt. Das würde hier aber den Rahmen der Diskussion sprengen.), dann verändert sich auch das Bewusstsein der Menschen (Das Sein bestimmt bei uns Affenmenschen noch das Bewusstsein.), dann wird aus Konkurrenz Kooperation, aus Ich-oder-Du Ich-und-Du, aus Individualismus Solidarität usw. ...

    Zitat: "Das Angehen dieser muss immer auch Teil der Transformation sein." Selbstverständlich!

    Zusammenfassend halte ich die b e w u s s t e S e l b s t b e s t i m m u n g der Menschen in allen ihren politischen, ökonomischen, ökologischen und sozialen Angelegenheiten für den Schlüssen in eine gerechte Zukunft.

  • Der Unterstrich macht anscheinend den text danach kursiv. Kann mensch das ändern oder wollen wir irgendwie anders gendern?

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